Sektor Deep Dive

Gebäude

Der Energieverbrauch des Gebäudesektors entsteht vor allem bei der Beheizung und Warmwasserbereitung in privaten Haushalten und in Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (GHD). Dazu kommen Energieverbräuche für Beleuchtung, Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und mechanische Energie, für die hauptsächlich Strom eingesetzt wird (BMWK, 2022).

Um die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor zu senken, sind zwei Strategien zentral: Zum einen muss eine Reduktion der Energienachfrage stattfinden, indem Gebäude energetisch saniert werden und der Trend steigender Pro-Kopf-Wohnfläche umgekehrt wird. Zum anderen müssen erneuerbare Energieträger die fossilen ersetzen, um die verbleibenden Energienachfragen emissionsfrei zu decken. Dazu müssen insbesondere für die Beheizung Wärmepumpen und Fernwärme, statt Öl- und Gaskesseln, eingesetzt werden (Ariadne, 2021).

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Rückschritt
viel zu langsam
zu langsam
erfolgreich

Jährliche THG-Emissionen des Gebäudesektors

88% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix
Sondereffekt
Energiekrise

Der Indikator zeigt jährliche THG-Emissionen, die bei der direkten Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdgas oder leichtem Heizöl in Wohn- und GHD-Gebäuden entstehen, um Heizwärme oder Warmwasser zu erzeugen. Emissionen des Bausektors, der Fernwärme- oder der Stromerzeugung sind nicht enthalten.

Das Bundesklimaschutzgesetz (KSG) legt jährlich zulässige Emissionsmengen für den Gebäudesektor fest. Sie sind damit ein wesentlicher Benchmark für die Einordnung der Transformation des Sektors. CO₂-Emissionen machen im Gebäudesektor den Hauptteil der THG-Emissionen aus. Gegenüber dem Jahr 2015 haben sich die Emissionen bis zum Jahr 2021 um rund 7% reduziert.

Zentrale Punkte

  1. Die THG-Emissionen des Gebäudesektors sind eine zentrale Größe zur Messung des Fortschritts der Energiewende.
  2. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 hat der Sektor die gesetzlichen Ziele verfehlt, sodass politisch durch Sofortprogramme nachgesteuert werden muss.
  3. Der bisherige Trend weist erhebliche Lücken zu den politischen Zielen, wie auch den Zielpfaden aus den Ariadne-Szenarien auf: die Geschwindigkeit der Dekarbonisierung des Sektors muss deutlich zunehmen.

CO₂-Emissionen der Wohngebäude pro Wohnfläche

91% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix
Sondereffekt
Energiekrise

Der Indikator bezieht die CO₂-Emissionen des Gebäudesektors, die bei der direkten Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Erdgas oder leichtem Heizöl in Wohngebäuden zur Erzeugung von Heizwärme oder Warmwasser entstehen, auf die gesamte Wohnfläche in Deutschland.

Die flächenspezifischen CO₂-Emissionen der Wohngebäude zeigen in den letzten Jahren keinen eindeutigen Trend. Nach einer Reduktion in den Jahren 2015-2018 war in den Jahren 2019 und 2020 ein deutlicher Anstieg zu beobachten, gefolgt von einem erneuten, deutlichen Rückgang in 2021 und 2022.

Zentrale Punkte

  1. Die CO₂-Emissionen pro Wohnfläche weisen in den letzten Jahren keine eindeutige Entwicklung auf, insbesondere gibt es keinen klaren Fortschritt bei der Emissionsvermeidung.
  2. Basierend auf dem längerfristigen Trend seit 2015 zeigt sich eine deutliche Lücke zu den Ariadne-Zielpfaden.

Jährlicher Endenergiebedarf des Gebäudesektors

64% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix
Sondereffekt
Energiekrise

Jährlicher Endenergiebedarf des Gebäudesektors (private Haushalte und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen) insbesondere für Raumwärme und Warmwasser, aber z.B. auch für Beleuchtung, Informations- und Kommunikationstechnik.

Seit 2015 zeigt sich ein nahezu konstanter Trend im Endenergiebedarf des Gebäudesektors. Während insbesondere im Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor ein leichter Rückgang des Endenergiebedarfs - vor allem während des Energiekrisenjahres 2022 - zu verzeichnen ist, nahm der Endenergiebedarf der privaten Haushalte leicht zu.

Zentrale Punkte

  1. Seit 2015 ist der Endenergiebedarf des Gebäudesektors nahezu konstant, um die Klimaziele zu erreichen muss er aber laut Ariadne-Szenarien relativ schnell und deutlich sinken. Energetische Sanierung, effizienter Neubau, und effizienterer Heizsysteme (z.B. Wärmepumpen) sind die wesentlichen Mittel zur Reduzierung des Endenergiebedarfs der Gebäude.

Jährlicher Endenergiebedarf von Wohngebäuden pro Wohnfläche

29% viel zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Der jährliche Endenergiebedarf der privaten Haushalte bezogen auf die Wohnfläche dient als Indikator für die Entwicklung der energetischen Qualität der Gebäude.

In den letzten Jahren zeigte sich ein nahezu konstanter Trend im Endenergiebedarf pro Wohnfläche. Die Ariadne-Szenarien geben jedoch einen Hinweis darauf, dass sich der Endenergiebedarf zur Zielkompatibilität deutlich verringern muss (um ca. -20% bis 2030 und um ca. -50% bis 2045).

Zentrale Punkte

  1. Der wohnflächenspezifische Endenergiebedarf stagniert in den letzten Jahren.
  2. Die Ariadne-Szenarien weisen auf eine deutliche notwendige Reduktion von -20% bis 2030 und -50% bis 2045 hin, die durch effizientere Heizsysteme sowie eine gesteigerte energetische Qualität der Gebäudehüllen erreichbar ist.
  3. Durch eine Reduktion des spezifischen Endenergiebedarfs und die Umstellung auf Niedertemperatursysteme kann die Effizienz von Wärmepumpen nochmals gesteigert werden.

Anteil der Erneuerbaren am Endenergiebedarf des Gebäudesektors

91% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Zum Anteil der Erneuerbaren am Endenergiebedarf im Gebäudesektor zählen vor allem erneuerbar erzeugter Strom, erneuerbar erzeugte Fernwärme und Biomasse.

Der Anteil Erneuerbarer Energien ist in den vergangenen Jahren langsam, aber kontinuierlich angestiegen. Die Bereitstellung von Strom- und Fernwärme wird auf Erneuerbare umgestellt, genauso wie der Anteil erneuerbarer Energieträger beim Heizen von Gebäuden zunimmt (BMWK, 2022).

Zentrale Punkte

  1. Der Anteil Erneuerbarer am Endenergiebedarf steigt langsam an, die Entwicklung müsste aber deutlich beschleunigt werden.
  2. Für eine Beschleunigung muss in den Gebäuden schneller von Gasheizungen und Ölkesseln auf Wärmepumpen und Fernwärme umgestellt werden.
  3. Zudem müssen Strom und Fernwärme mit Wind und PV bzw. Großwärmepumpen erneuerbar bereitgestellt werden.

Absatz von Wärmepumpen pro Jahr

88% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Der Indikator zeigt die absolut abgesetzte Zahl von Wärmepumpen pro Jahr an. Nicht enthalten sind darin Wärmepumpen für Prozesswärme in der Industrie sowie Großwärmepumpen für die Fernwärmebereitstellung.

Die historische Entwicklung des Wärmepumpenabsatzes zeigt, dass die Technologie am Anfang der Marktdurchdringung ist. Während der Absatz im Neubau im Jahr 2022 bei rund 50% lag, machen Wärmepumpen am Gebäudebestand im Jahr 2022 nur rund 3% aus (bdew, 2022), insgesamt liegt der Anteil von Wärmepumpen damit bei nur 25-30% aller Heizungsinstallationen.

Zentrale Punkte

  1. Durch hohe Effizienz und die Möglichkeit der direkten Nutzung von erneuerbarem Strom spielen Wärmepumpen eine zentrale Rolle in der dekarbonisierten Wärmebereitstellung.
  2. Mit bereits 196.500 installierten Wärmepumpen im 1. HJ 2023 scheint ein Erreichen der politischen Zielmarke von 500.000 verkauften Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 möglich.
  3. Während die Wärmepumpe im Neubau schon einen Anteil von ca. 50% hat, muss die Durchdringung in Bestandsgebäuden noch deutlich zunehmen (heute nur rund 3%).

Bestand an Wärmepumpen

101% erfolgreich im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Der Indikator zeigt die Gesamtanzahl von Wärmepumpen im Bestand aller Heizsysteme.

Die historische Entwicklung des Wärmepumpenabsatzes zeigt, dass die Technologie am Anfang der Marktdurchdringung ist. Während der Absatz im Neubau im Jahr 2022 bei rund 50% lag, machen Wärmepumpen am Gebäudebestand im Jahr 2022 nur rund 3% aus (bdew, 2022), insgesamt liegt der Anteil von Wärmepumpen damit bei nur 25-30% aller Heizungsinstallationen.

Zentrale Punkte

  1. Durch hohe Effizienz und die Möglichkeit der direkten Nutzung von erneuerbarem Strom spielen Wärmepumpen eine zentrale Rolle zur dekarbonisierten Wärmebereitstellung.
  2. Mit bereits 196.500 installierten Wärmepumpen im 1. HJ 2023 scheint ein Erreichen der politischen Zielmarke von 500.000 verkauften Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 möglich.
  3. Während die Wärmepumpe im Neubau schon einen Anteil von ca. 50% hat, muss die Durchdringung in Bestandsgebäuden noch deutlich zunehmen (heute nur rund 3%).

Anteil von Strom am Endenergiebedarf der Gebäude

13% viel zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Der Indikator zeigt den Anteil, den Strom am Endenergiebedarf des Gebäudesektors hat. Hier ist neben dem Verbrauch für Beleuchtung und elektrischer Geräte zunehmend auch Strom für Wärmepumpen enthalten.

Der Anteil von Strom am Endenergiebedarf des Gebäudesektors stagniert in den letzten Jahren bzw. sinkt leicht. Da die direkte Elektrifizierung der Endnutzungssektoren einer der Schlüsselschritte zur erfolgreichen Energiewende ist, gehen die Ariadne-Zielpfade jedoch von einer deutlichen Zunahme des Anteils von Strom an der Endenergie aus: von aktuell um die 26% auf rund 35-45% bereits in 2030 und 60-80% in 2045.

Zentrale Punkte

  1. Der Anteil von Strom am Endenergiebedarf muss in Zukunft deutlich steigen und den Einsatz fossiler Energieträger, insbesondere Erdgas und Heizöl, reduzieren.
  2. Der Indikator weist eine deutliche Erfüllungslücke auf. Derzeit ist statt einer Steigerung der Elektrifizierung eher eine Stagnation zu erkennen.
  3. Insbesondere in Bestandsgebäuden dürfen fossile Heizsysteme nicht mehr durch neue fossile Systeme ersetzt werden; stattdessen kommt der Wärmepumpe eine Schlüsselrolle zu.

Absatz von Öl- und Gasheizungen pro Jahr

−136% Rückschritt im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Dieser Indikator beschreibt die jährlichen Neuinstallationen von Öl- und Gasheizungen zur Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser im Gebäudesektor.

Der Absatz von Öl- und Gasheizungen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen, wobei vor allem mehr Gasheizungen verkauft werden. Für eine Transformation des Gebäudesektors ist dagegen vielmehr ein rascher Umstieg von fossil betriebenen Heizungen auf Wärmepumpen und Fernwärme nötig.

Zentrale Punkte

  1. Entgegen der notwendigen Entwicklung nimmt der Absatz fossil betriebener Heizungen weiter zu, insbesondere wegen des weiterhin hohen Anteils von Gaskesseln in Neubauten.
  2. Für eine gelingende Transformation muss der Anteil an Wärmepumpen und Fernwärmeanschlüssen an den neu installierten Heizsystemen zügig ansteigen.

Jährlicher Öl-, Kohle- und Erdgasbedarf im Gebäudesektor

78% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix
Sondereffekt
Energiekrise

Zum jährlichen Bedarf an den fossilen Energieträgern Erdgas, Öl und Kohle im Gebäudesektor zählt nur die direkte Nutzung im Gebäude. Werden Gas, Öl und Kohle zur Erzeugung von Strom oder Fernwärme eingesetzt, wird das in der Energiewirtschaft bilanziert.

Der absolute Bedarf an den fossilen Energieträgern Erdgas, Öl und Kohle ist über die vergangenen Jahre konstant geblieben, obwohl er für eine gelingende Transformation rasch reduziert werden müsste: In den Ariadne-Szenarien wird der Bedarf an fossilen Energieträgern schon bis 2030 auf ca. 50% im Vergleich zu 2021 gesenkt.

Zentrale Punkte

  1. Der Bedarf an Erdgas, Öl und Kohle im Gebäudesektor stagniert, obwohl er entsprechend der Ariadne-Zielpfade rasch reduziert werden müsste.
  2. Für eine schnellere Reduktion muss der Endenergiebedarf insgesamt gesenkt werden, indem Gebäude energetisch saniert werden und der Trend einer steigenden Pro-Kopf Wohnfläche umgekehrt wird.
  3. Außerdem muss der Bedarf an fossilen Energieträgern durch einen konsequenten Energieträgerwechsel von Erdgas und Öl zu Strom und Fernwärme gesenkt werden.

Anteil von Öl, Kohle und Gas am Endenergiebedarf der Gebäude

91% zu langsam im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Neben der direkten Nutzung fossiler Energieträger im Gebäudesektor zählt hierzu auch der fossil erzeugte Anteil von Strom und Fernwärme, die im Gebäude genutzt werden. Umweltwärme für Wärmepumpen wird hier nicht im Endenergieverbrauch bilanziert.

Um die CO₂-Emissionen im Gebäudesektor zu senken, muss zum einen der Endenergieverbrauch insgesamt sinken und zum anderen muss der verbleibende Energiebedarf mit erneuerbaren statt fossilen Energieträgern gedeckt werden (Ariadne, 2021). Dieser Indikator ist ein Maß für die zweite Strategie, die vor allem einen Energieträgerwechsel von Gas und Öl hin zu erneuerbarem Strom und erneuerbarer Fernwärme darstellt.

Zentrale Punkte

  1. Der Bedarf an fossilen Energieträgern muss schnell reduziert werden, um Emissionen zu verringern und unabhängig von fossilen Importen zu werden.
  2. Der beschleunigte Umstieg von Gas- und Ölkesseln auf Wärmepumpen und Fernwärme ist zentraler Bestandteil der Transformation des Gebäudesektors in allen Szenarien.
  3. Vor allem die Verfügbarkeit von Fachkräften im Handwerk stellt derzeit ein Hindernis für den Ersatz der Heizsysteme dar.

Anteil der Fernwärme am Endenergiebedarf für Raumwärme und Warmwasser

100% erfolgreich im Vergleich zum Szenario Technologiemix

Dieser Indikator beschreibt den Anteil der Fernwärme am Endenergiebedarf des Gebäudesektors für Raumwärme und Warmwasser. Umweltwärme für Wärmepumpen wird hier nicht im Endenergieverbrauch bilanziert.

Der Anteil der Fernwärme am Endenergiebedarf für Raumwärme und Warmwasser ist ein Maß für den Ausbau der Fernwärme, der ein wichtiger Baustein der Energiewende ist.

Zentrale Punkte

  1. Die Fernwärme muss in Zukunft stark ausgebaut werden und einen größeren Beitrag zur Wärmeversorgung leisten, insbesondere im städtischen Raum.
  2. Seit Jahren stellt die Fernwärme lediglich knapp 10% des Endenergiebedarfs für Raumwärme und Warmwasser. Ein signifikanter Anstieg ist noch nicht zu erkennen.
  3. Der Ausbau der Fernwärme erfordert hohe und langfristige Investitionen. Eine ebenso langfristige Planung ist zentral. Die kommunale Wärmeplanung ist das entscheidende Werkzeug im lokalen Kontext.