Der Industriesektor umfasst die verarbeitende Industrie und den Bergbau - darin die besonders energieintensiven Subsektoren Metallerzeugung (Eisen und Stahl), Verarbeitung von Steinen und Erden (Zement, Kalk, …) und Grundstoffchemie (AGEB, 2022). Energie hat in der Industrie drei große Anwendungsbereiche: Prozesswärme (Erzeugung von Dampf, Industrieöfen), mechanische Energie (Motoren, Beleuchtung) und Raumwärme. Hinzu kommt nicht-energetische Nutzung als Rohstoff der chemischen Industrie.
Um die Treibhausgasemissionen im Industriesektor zu senken, sind subsektorspezifische Strategien notwendig, die sich in fünf Kategorien einteilen lassen: Brennstoffwechsel (z.B. Ersatz von Erdgas durch erneuerbaren Strom), Effizienz (ressourcenschonender Einsatz von Material und Energie), innovative Produktionsverfahren (z.B. wasserstoffbasierte Direktreduktion von Eisenerz), Kreislaufwirtschaft (z.B. stärkere Nutzung von Stahlschrott) und Suffizienz (Rückwirkung der verringerten Nachfrage nach energieintensiven Produkten auf die Industrie).
Zwischen 1990 und 2020 wurden die Treibhausgasemissionen der Industrie um etwa 36% gesenkt (UBA, 2021) - der Großteil in den Jahren nach der Wiedervereinigung. Der Expertenrat für Klimafragen kommt daher in seinem Zweijahresgutachten (Expertenrat, 2022) zu dem Schluss, dass die Minderung im Vergleich zum Zeitraum 2011-2020 um den Faktor 10 erhöht werden muss, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen.
Jährliche THG-Emissionen des Industriesektors, die aus der Nutzung fossiler Energieträger und in chemischen Prozessen der Materialverarbeitung entstehen. Nicht enthalten sind Strom- und Fernwärmeerzeugung (siehe Umwandlungssektor).
Dies ist der Hauptindikator für die Zielerreichung des Sektors. Er bedient die europäischen und internationalen Berichtspflichten, auch das Sektorziel der Bundesregierung bezieht sich darauf. Für eine gelungene Transformation und die Erreichung der Klimaziele ist neben dem Zwischenziel 2030 eine beinahe vollständige Vermeidung der THG-Emissionen bis 2045 notwendig (etwa -95% gegenüber 1990 bzw. etwa -92% gegenüber 2015).
Dieser Indikator setzt die jährlichen CO₂-Emissionen des Industriesektors in Bezug zur Gesamtwirtschaft, ausgedrückt im Bruttoinlandsprodukt. Er zeigt damit die Emissionsintensität des Sektors.
Die Angabe der spezifischen CO₂-Emissionsintensität bereinigt die CO₂-Emissionen der Industrie um Wachstumseffekte. Für die Erreichung der Klimaziele ist unabhängig vom wirtschaftlichen Wachstum eine starke Emissionsminderung notwendig.
Dieser Indikator zeigt den jährlichen Biomasseeinsatz zur Bereitstellung von Energie im Industriesektor. Die stoffliche Nutzung (Chemie, Holzverarbeitung und Papierproduktion) ist nicht enthalten.
Biomasse als Energieträger hat in der Industrie in einigen Branchen Tradition. Dort wird vor allem auf Reststoffe der Produktion zurückgegriffen, wie sie etwa in der Papierproduktion oder der Holzverarbeitung anfallen. Diese Reststoffe sind als Energieträger oft sehr attraktiv, da sie am Standort vorhanden sind und dadurch wirtschaftlich eingesetzt werden können. Da der in ihnen enthaltene Kohlenstoff biogener Natur ist, sind sie darüber hinaus als CO₂-neutral bewertet. Die Verwendung von Biomasse kann dabei helfen, die Sektorziele zu erfüllen.
Dieser Indikator zeigt die physische Stahlproduktion über das Verfahren der wasserstoffbasierten Direktreduktion. In den Ist-Daten sind existierende sowie geplante Produktion enthalten.
Stahl wird in Deutschland weit überwiegend in zwei Verfahren hergestellt: Primär in der kohlebasierten Hochofenroute und sekundär in der schrottbasierten EAF-Route (Elektrolichtbogenofen). Die Substitution der THG-emissionsintensiven Hochofenroute ist eine wichtige Voraussetzung, um die Indikatoren "Öl- Kohle- und Gasverbrauch in der Industrie” und “Energie- und prozessbedingte THG-Emissionen des Industriesektors” im Sinne einer Zielerreichung zu beeinflussen.
Dieser Indikator zeigt die physische Stahlproduktion in der Sekundärroute (schrottbasiert). Er ist damit auch ein Indikator für verstärkte Kreislaufwirtschaft.
Stahl wird in Deutschland weit überwiegend in zwei Verfahren hergestellt: Primär in der kohlebasierten Hochofenroute und sekundär in der schrottbasierten EAF-Route (Elektrolichtbogen). Die Substitution der THG-emissionsintensiven Hochofenroute ist eine wichtige Voraussetzung, um die Indikatoren "Öl- Kohle- und Erdgasverbrauch in der Industrie” und “Energie- und prozessbedingte THG-Emissionen des Industriesektors” im Sinne einer Zielerreichung zu beeinflussen.
Dieser Indikator gibt den Endenergiebedarf des Industriesektors gemessen am Bruttoinlandsprodukt an. Sinkende Werte können Effizienzsteigerungen anzeigen.
Dieser Indikator wird als Quotient aus Endenergiebedarf und Bruttoinlandsprodukt berechnet. Hohe Werte geben hohe Energieintensität wieder - üblicherweise anzutreffen in der Grundstoffindustrie (hoher Energieeinsatz, geringer Wert des Produktes). Sinkende Werte können auf steigende Energie- und Materialeffizienz hindeuten oder auf Wertsteigerungen der Produkte, allerdings ebenso auf eine Verschiebung von Grundstoffindustrien (Rohstahl, Basischemie) zur Weiterverarbeitung von Produkten (Maschinenbau, Pharmazie).
Dieser Indikator beschreibt den jährlichen Bedarf der wichtigsten fossilen Energieträger in der Industrie. Berücksichtigt ist nur die energetische Nutzung, nicht die stoffliche Nutzung in der Chemie.
Die drei wichtigsten fossilen Energieträger Öl, Kohlen (Braun- und Steinkohle) und Erdgas bedienen den Großteil des industriellen Energiebedarfs in 2020. Erdgas ist mit 220 TWh der am meisten (und breitesten) genutzte fossile Energieträger. Kohlen (88 TWh) werden weit überwiegend (~⅔) in der Stahlerzeugung eingesetzt. Öle (28 TWh) werden geringfügig aber über alle Subsektoren verteilt genutzt, mit Schwerpunkt in der Chemieindustrie.